Als mein alter Herr noch den Laden führte, waren wir begeisterte „Die Zeit“ Leser. Na ja, Übertreibung, aber wir haben uns wöchentlich über Martensteins Kolumne amüsiert. Ich wünschte ich hätte seinen Witz und seine Wortgewandtheit, denn gerade jetzt könnte ich mir die Haare ausraufen, bevor sie ohnehin von selbst in im Duschabfluss verschwinden.

Also, für alle, ich sitze hier über drei PDF-Dateien für eine Digitalisierungsförderung. Ausdrucken, ausfüllen, zurückfaxen. Geht’s noch? Papier? Man kann die beiden Wörter „digital“ und „drucken“ doch in keinem syntaktisch sinnvollen Satz unterbringen. Außer die dort oben! Aber gut. Ich faxe den Papierkram zurück und frage zuvor meinen Kollegen, wie das noch geht. Er ist älter und weiß solche Dinge. Knopfdruck und irgendwo in Eimsbüttel produziert eine Maschine nochmals dieselbe Menge Papier.

Jetzt ich bin so frustriert, dass ich mit meiner Drohung ernstmache und „Fridays for Future“ beitrete: gegen Faxe und für mehr digital.
In der Ukraine soll es möglich sein, in dreißig Minuten ein Gewerbe anzumelden. Die kämpfen offensichtlich für eine gute Sache. Ich hingegen muss jährlich die Kita Gutscheine neu beantragen. Warum? Ich bekomme das Geld doch gar nicht, sondern die Kita.

Bevor ich mich nicht mehr einkriege, zitiere ich lieber meinen Lateinlehrer: Fällt die Entscheidung zwischen Lachen und Weinen, wähle ersteres.
Vielleicht schreibt Herr Martenstein ja noch eine Kolumne über Bürokratie, dann lachen wir gemeinsam, bevor wir danach heimlich weinen.

Vielleicht reaktiviere ich auch wieder die alte Schreibmaschine, die hier ein Dasein als Dekoobjekt fristet.